"etwas bleibt"

25.10. bis 10.11.2024

Produzentengalerie Pupille, Reutlingen

Peter-Roseggerstr. 97

 

Helm Zirkelbach
Einführung zur Ausstellung
„etwas bleibt“ von Kar Striebel
Von 25.10. – 10.11.2024
Produzentengalerie Pupille Reutlingen
Sehr geehrte Damen und Herren, lieber Karl,
Viele Künstlerinnen und Künstler erleben den Tag der ihnen die Illusion beschert, angekommen zu sein. Es braucht nicht gerade der Tag zu sein, an dem sie die vielleicht erste Auszeichnung, die ersten 1000 Likes auf Instagram erreicht oder das erste große Zeitungslob zu lesen ist. Das Gefühl, am Ziele zu sein, verwandelt ihnen jedenfalls mit einem Schlage das Verhältnis zu ihrer Aufgabe. Von diesem Zeitpunkt an werden sie Nachahmer ihrer eigenen Kunst.
Die Künstler aber, die immer wieder im Stande sind sich selbst zu hinterfragen, verfallen diesem Schicksal nicht. Das Ungesättigt und Unzufrieden-Bleiben kann also durchaus, als ein Merkmal der künstlerischen Neugierde und Kraft betrachtet werden.
Und mit so einem Künstler, so einem Maler haben wir es mit Karl Striebel hier und heute zu tun.
Als ich vor 30 Jahren nach Kohlstetten auf die Alb zog und mich in Sachen Kunst in der Region umtat, begegnete mir sehr schnell der Name Karl Striebel. Und wiederum sehr schnell merkte ich, ohne dass wir uns noch kannten, hier ist ein Maler am Werk, ein Maler am Unterrichten der aufs Ganze geht, einer der nie aufgehört hat ungestüm und vehement für die Malerei zu werben, den eigenen Weg zu suchen und zu finden. Eine große und treue Schülerzahl aus unzähligen Kursen und Workshops durch die Jahrzehnte, wird mir diese Tatsache gerne bestätigen. Karl Striebel ist einer der nicht hinter dem Berg hält, alles, was er für sich herausgefunden, erarbeitet und erprobt hat, gibt er im nächsten Moment gerne an Dritte weiter.
Karl Striebel ist 1954 in Münsingen geboren und bis heute ist ihm der inzwischen schon lange in Reutlingen lebt, bis heute ist ihm die heimatliche Landschaft der Schwäbischen Alb auch Gegenstand seiner Landschaftsmalerei geblieben. Nicht um der Menschen willen, wohl aber um der Landschaft der Alb willen, die Farben und das Licht der Alb suchend, zieht es ihn hinauf auf die Alb um im Einklang zu sein mit dem Erdboden, der Vegetation, der Schneebedeckten Albhochfläche
und den Nebelschwaden über dem Münsinger Hardt, wo er die Dinge in mal weicher und mal harter Ferne erblicken kann und sich in mal milden mal schroffen Farbharmonien wiederfindet. Die Bilder allerdings entstehen allesamt im Atelier. Ein Pleinair-Maler, also einer der nur in der freien Landschaft malt ist Karl Striebel nicht. Es handelt sich also mehr um Nachempfundene, erinnerte und erfundene Landschaft, denn um Landschaftsportraits.
„etwas bleibt“ ist die Ausstellung überschrieben, darin steckt eine Hoffnung, das etwas zurückbleibt, das die Bilder zurückbleiben, das Gemalte, der Geist des Künstlers Karl Striebel der in seinen Bildern steckt, das dieser auch in Zukunft von Betrachtern erfahren werden kann.
Es könnte aber auch heißen „bleibt etwas?“ Dann wäre es eine Frage und die Hoffnung des Künstlers zugleich in Frage gestellt. Das ist ab einem bestimmten Zeitpunkt im Leben eines Künstlers, einer Künstlerin die Bohrende Frage: „Hat das, was ich tue Bestand?“ Oder landet das alles mal auf dem Müll? Tja Karl, selbst mit 70 muss man sich immer wieder klar machen, dass ein Maler auch malt, wenn keine oder wenig Resonanz kommt und wenig bis nichts verkauft wird! Und die immer wiederkehrenden Zweifel…..bei den guten Künstlern und bei einer ehrlichen und echten Auseinandersetzung bleiben sie ein Leben lang! Also pfeiff auf spöttische Aussagen von offensichtlichen Kunstbanausen aus Köln oder sonst wo her . Wissen wir doch schon lange das Kunst nicht von Können kommt, sondern vielmehr mit Eigensinn und Erfindung zu tun hat. Beides trifft auf dich zu 100 % zu.
Es geht um Malerei
Der Künstler Karl Striebel führt uns Betrachtern Malerei nicht nur als eine vielfältige ästhetische, sondern als eine sehr sinnliche Gegebenheit, als ein offenes Feld visueller Optionen vor Augen. Gerade an der Vierteiligen großen Arbeit hinter mir können wir dies wunderbar nachvollziehen. Der Künstler zeigt uns eine weitgehendst zusammenhängende Landschaft und dabei geht er schon rein Formal den umgekehrten Weg, indem er anstatt einem extremen Querformat, was für eine Panoramaansicht das üblich Format wäre, wählt er das extreme Hochformat, schmal und Hoch also, aber vier Stück aneinandergereiht. Februar, Dezember, Januar, November so die Einzeltitel der Arbeiten und zwar von ihnen aus gesehen von rechts nach links! Die Alblandschaft wie von einer Drohne aus gesehen, Häuser tauchen auf und werden wieder mit Farbe zugedeckt, oder sind es Ruinen? Schneebedeckte Kuppen am Horizont, ein gefrorener See oder Fluss, die Größe der Bäume und die Perspektive scheint manchmal nicht so richtig passen, das aber macht es gerade verwirrend und spannend. Abbildung, Motiv, Farbauftrag und eincollagierte Papierstücke gehen eine unzertrennliche dialektische Beziehung ein, aus der das einzelne Motiv der Landschaft aus der
Malerei heraus entsteht und sich zum anderen gegen diese auch behaupten muss. Gegenständliches und Abstraktion kommen auf einer Ebene zur Anwendung, sehr spannend. Oder können sie mir sagen, was das für ein Riesenkäfig sein soll? So eine Darstellungsweise, mit lockerem und sicherem Pinsel gemacht, führt nicht nur zu einem intensiven Erleben des Gesehenen, indem sich das Dargestellte als lebendige und autonome Form erweist, es zeigt uns auch das die gängigen Unterscheidungskriterien zwischen Landschaftsmalerei und abstrakter Kunst hier nicht so ganz funktionieren wollen, der Maler sich dieser Unterscheidung nicht mehr verpflichtet fühlt. Darin sehe ich durchaus eine Zukunft!
Während die heftige, meist figurativ orientierte Malerei der Neuen Wilden den Hunger nach Bildern in den 80 und 90Jahren auf ihre Art und Weise stillte, setzte sich Karl Striebel überwiegend mit seiner unmittelbaren Umgebung und den Naturzusammenhängen auseinander. Das war und ist nicht unbedingt modern. Striebel sucht die Landschaft als Idee; Landschaft als malerisches Experiment, die Natur als Natur-Abstraktion. Ob dies Modern war oder ist, scheint ihn einerlei.
Mit kräftigen und vitalen Gelb-Grün- Blau- und auch Rottönen, dann mit dem kalten Kontrastspiel und unglaublich vielschichtigen Brauntönen. Die Auseinandersetzung mit den Gegebenheiten der Natur der Alb schlagen sich auch in seinen abstrakten Arbeiten ganz unmittelbar nieder. Er scheint durch die Natur zu gehen und sich permanent zu fragen: Wie werde ich es malen?
“Landschaft” heißt das Leitmotiv dieser Ausstellung – erstaunlicherweise, könnte man hinzufügen. Denn bei aller Begeisterung der neuen Malerei für figurative, dem sinnlichen Erfahrungsbereich entstammenden Thematiken – Landschaftsdarstellungen sind rar in der jüngeren deutschen Kunst. Die Landschaftsbilder Anselm Kiefers beispielsweise sind nur in ihrem Zusammenhang mit der komplexen und metaphorischen Aufarbeitung deutscher Geschichte verständlich, sind “Landschaften als geschichtsträchtige Räume”, wenn man so will. Eine solche Aufladung mit Geschichte und schweren Themen suchen wir bei Karl Striebel vergebens und das ist gut so! Es sind vielmehr reine Landschaftsdarstellungen im Sinne von Reflexionen über Natur und über Naturereignisse wie beispielsweise bei der riesenhaften Arbeit die ihnen allen schon beim Hereinkommen ins Auge gefallen ist. „Im Wechsel der Zeit“ ist sie überschrieben und sie beinhaltet alles was einen waschechten Striebel ausmacht, kräftige Farben, ungestüme Malerei, die Pinselstriche wie mit der Peitsche aufgetragen, der Künstler nimmt uns mit durch die unterschiedlichen Jahreszeiten, die unterschiedlichen Charaktere eines Jahres, die verschiedene Beschaffenheit der Naturphänomene, mindestens das Blühen des Frühlings ist spürbar und sichtbar, der Sommer mit noch kräftigerem und gefestigtem Grün ist
da und ebenso der Herbst, die gefallenen Blätter vertreuen sich als Farbkleckse auf dem Erdboden, der letzte weiße kahle Baumstamm deutet mir den kommenden kalten und eisigen Winter an. Parallel zur dargestellten Natur erschließen sich aus den Farben und Farbverteilungen Stimmungen, Zeiten und Gefühle. Doch diese malerisch atmosphärischen Erzeugnisse sind an einen hohen und starken Abstraktionsgrad gebunden.
Müsste ich eine Musik dazu wählen, so würde ich mich für den Klavierzyklus „Das Jahr“ von Fanny Hensel entscheiden und zwar in seiner vollen Gänze! Diese sagte zu ihren 12 beindruckenden Miniaturen im November 1841:
"So suchen wir uns das Leben zu zieren und zu verschönern, das ist der Vorzug der Künstler, dass solche Verschönerungen rings umher sich streuen und alle die daran Antheil nehmen lassen können, die irgend Ihnen nahe stehen".
Mut
Für mich gehört schon eine gehörige Portion Mut dazu sich heute wieder oder immer noch der Landschaft anzunehmen, einem kaum mehr für möglich gehaltenen Motiv, die Natur zu malen, die in der Regel nur noch als bedrohte, beschädigte und zerstörte geschildert wird, die aber gleichwohl immer noch Bezugspunkt unseres Lebens ist. Und Karl Striebel zeigt uns sogleich, wenn wir die Galerieräume betreten wie ungeheuer wichtig ihm dieses Thema ist und wieviel es ihm bedeutet indem er in einer Art Petersburger Hängung gleich 16 seiner Bezugspunkte der Naturdarstellung unterschiedlicher Größe auf einer relativ kleinen Wand platziert. Von der eisigen Gebirgslandschaft, über Grüne und Blaue Felder, von den Farbklängen einer Flusslandschaft bis hin zu hellen Zeichnungen des Münsinger Hardts finden sie nahezu alles was den Landschafter Striebel umtreibt. Zugleich gibt er uns mit dieser Hängung einen Hinweis wie es bei Liebhabern der Kunst zu Hause aussehen sollte! Zu oft hört man die Aussage: Wir haben keinen Platz mehr.
Für einen Maler wie Kal Striebel gelangt das Sehen nie zu einem Ende. Mit jedem Gang durch die Natur, mit jeder Sitzung vor der Leinwand beginnt er gleichsam wieder von vorne, um in seinen Bildern ein Stück der Natur, ein Stück Leben festzuhalten und sie so dem Strom der Zeit dem Wandel der Zeit zu entreißen.
Umgebung oder Natur scheinen vielleicht die passenderen Stichworte als “Landschaft” zu sein, weil Karl Striebel sich in bester romantisch-expressionistischer Tradition zumeist nicht an das tatsächlich Gesehene klammert. Auch wenn die Themen seiner mit Dispersion, Öl, Acryl, Leimfarbe und Wasserfarbe erarbeiteten Bildfindungen auf Leinwand oder Papier immer wieder
den Bezug zur Natur herstellen – in den meisten Fällen ist offenkundig nicht die Landschaft Kern des Interesses:
Vielmehr geht es ihm um die Kräfte, die in der Natur wirken und walten: die Strömungen in Bächen, Wellen-und-Kuppen der Berge, die aufgepeitschten Wogen im Wind und Sturm, Moränen, Wanderdünen, Blitze, Winde, das Licht, die Dunkelheit und Schattenspiele. Es sind letztlich die Bildvorstellungen in der Malerei die ihn interessieren!
Dank
Nun kann ich hier in der Pupille Galerie wohl kaum zu Karl Striebel sprechen, ohne zu erwähnen, dass Karl lange Jahre hier im Vorstand tätig war und das ohne ihn vermutlich die Gemeinschaft der Pupille längst zerbrochen wäre. Er war es der Struktur und Ordnung in den Laden gebracht hat, ich weiß...er mag es nicht, wenn man ihn ob seines unglaublichen Engagements lobt, dennoch – Wir verdanken ihm viel! Vielen Dank lieber Karl sage ich im Namen aller Mitglieder unseres Vereins!
Ebenso vielen Dank sage für die Möglichkeit heute zu ihnen sprechen zu dürfen und weiter sage ich herzlichen Dank an die Musiker „Walkers in Palace“ und last but not least sage sehr herzlichen Dank für ihr aufmerksames Zuhören und ihr kommen. Haben sie noch einen angenehmen Abend

 

 

Ausstellung "Spiegelungen" des Landkreisarchivs  im BT 24 in Münsingen

 

 

Ausstellung im Rathaus Eningen, 23. Februar bis 30. August 2024

 

Reutlinger Generalanzeiger vom 27. 02. 2024

Ausstellung der Kunstschaffenden der Produzentengalerie Pupille Reutlingen

 

 

Malkurs im Albgut Münsingen, BT 24 - August 2023

mein Workshop "Landschaft, experimentell" im Albgut Münsingen, August 2023,

Blick in einen der beiden Kursräume

 

 

 

Ausstellung "Austausch der Positionen" in der Galerie Bartok in Budapest

Blick in die Ausstellung, Galerie Bartok in Budapest

Alb-Bote vom 07.11.2018

Visuelle Eindrücke liefern die Impulse

Zum mittlerweile dritten Mal zeigt Karl Striebel in der Kreissparkasse Münsingen eine Auswahl seiner aktuellen Werke. Der gebürtige Münsinger, der heute in Reutlingen lebt und arbeitet, hat 1998 und 2008 bereits in den Räumen der Kreissparkasse ausgestellt. Die 33 jetzt gezeigten Bilder stehen unter der Überschrift „Erinnerung und Fiktion“. Regionaldirektor Frank Bob freute sich in seiner Begrüßung, erneut gemeinsam mit der Volkshochschule eine Ausstellung zu präsentieren und damit eine langjährige Tradition fortzusetzen. Für die Vhs erinnerte deren stellvertretende Leiterin Katrin Petodnig an die lange Zusammenarbeit zwischen der Bildungseinrichtung und Striebel. Seit der Ausstellung „Bilderwelten“ im Jahr 1998 habe dieser 140 Kurse an der Vhs angeboten und so schätzungsweise rund 1400 Teilnehmer „auf ihrem kreativen Weg begleitet“, so Petodnig.

Die jetzt gezeigten Bilder sind alle in diesem oder im vergangenen Jahr entstanden – mit einer Ausnahme, nämlich dem Titelbild „Albdorf“ aus der Ausstellung „Bilderwelten“ von 1998. In den aktuellen Werken ist grün die dominante Farbe, rot spielt dagegen kaum eine Rolle. „Das war keine Absicht, sondern eine unbewusste Entwicklung“, erzählt Striebel im Gespräch mit unserer Zeitung, „mir ist das selbst erst bei einer Ausstellung im vergangenen Jahr in Reutlingen aufgefallen“. Grün ist für ihn jedoch die wichtigste Farbe auf der Alb, ein Erkennungsmerkmal. Und die von ihm zunächst gar nicht wahrgenommene Veränderung fügt sich in den Titel der Ausstellung: „Ich male viel aus meiner Erinnerung heraus, meine Eindrücke von der Alb werden von grün dominiert“.

Es sind Landschaften aus seiner Heimat, die Striebel in abstrahierter Form auf die Leinwand bringt. „Striebel steht in der Tradition des Expressionismus und des Informel, also der nicht gegenständlichen Darstellung“, sagte die Metzinger Kunsthistorikern Jutta Fischer M.A. in ihrer Einführung. Abstraktion bedeute, sich von etwas zu befreien. So sei bei Striebel immer wieder der Wechsel zwischen einer als Fläche oder Pinselschwung wahrgenommenen Farbe und dem Moment, in dem diese ins Gegenständliche hinüberwechsle, zu beobachten. Er bewege sich wie seit langem weiterhin zwischen „Figuration und Abstraktion“. Die Impulse für seine Arbeit lieferten visuelle Eindrücke, die sich in seinem Gedächtnis einprägen. In der künstlerischen Umsetzung gehe es Striebel jedoch nicht um die detailgetreue Wiedergabe eines Motivs, sondern dessen Neuerfindung beziehungsweise „die Reduzierung oder Erweiterung bestimmter Bildelemente“, erläuterte Fischer. Ausschließlich auf der Ebene der Abstraktion bewegen sich die Bilder der „blauen Serie“, die mit ihren farbigen Flächen neben dunklen, schattigen Bereichen die Assoziationen an „schwarze Löcher“ oder auch „leere Stellen“ im Gedächtnis aufkommen lassen. Es gelinge Striebel, seine Bilder ausdrucksstark im gestischen Pinselstrich auf die Leinwand zu bringen, so Fischer, und mit zeichnerischen Lineaturen zu kombinieren.

„Subjektive Erinnerungen mischen sich mit der künstlerischen Vorstellungskraft“, sagte die Kunstexpertin und empfahl den Zuhörern, dem gedanklichen und handwerklichen Entstehungsprozess der Bilder nachzugehen und zugleich eigenen Erinnerungen freien Lauf zu lassen.

Info Die Ausstellung „Erinnerung und Fiktion“ mit Werken von Karl Striebel ist noch bis 26. November in der Kreissparkasse Münsingen zu sehen.

 

Reutlinger Generalanzeiger vom 09. 11. 2018

Südwestpresse - Alb-Bote - vom 23. 03. 2018

Reutlinger Generalanzeiger vom 26. 03. 2018 (Auszug) 

 

 

Reutlinger Generalanzeiger vom 02. 08. 2017

 

 

Reutlingen Ausstellung - Karl Striebel und Patrice Bérard zeigen Landschaftsmalerei und Aktskulpturen in der Pupille

 

Adam, Eva und der Garten in der Pupille

 

VON CORNELIUS VOLLMER

 

REUTLINGEN. Landschaft und Mensch, Empfindungen beim Anblick der pflanzlichen und das sensible Erkunden der menschlichen Natur: Zwei klassische Motive der Kunstgeschichte und ihre Verarbeitung zeigt aktuell unter dem Motto »Pinsel und Kettensäge. Bilder und Skulpturen. Karl Striebel und Patrice Bérard« die Produzentengalerie Pupille.

 

 

 

 

 

Für seine Landschafts- und Gartenmotive hat sich Striebel von der Schwäbischen Alb und dem Botanischen Garten in Tübingen inspirieren lassen. Seine Bilder wirken aus der Distanz. Erst dann eröffnen sie dem Betrachter ihre wahre Ästhetik, indem sie ebenso Gegenständlichkeit wie räumliche Tiefe gewinnen.

In seinen vorwiegend von Grüntönen dominierten Gemälden verwendet er immer wieder die Farbe Rot, die er zwar sparsam, dafür aber umso ins Auge springender einsetzt. Dadurch erreicht er nicht nur Tiefenstaffelung und Räumlichkeit, sondern auch eine gewisse Dynamik und Spannung. Mal lassen sich ganz gegenständlich Mohnblumen im Vordergrund ausmachen, mal meint man, rote Papageien in den Baumwipfeln sitzen zu sehen, mal ein Eichhörnchen, das gerade einen Stamm emporklettert.

 

I.                        Rätsel der roten Schleife

 

In dem zentral aufgehängten Bild »Garten 8«, das weniger an einen gepflegten Kultur- als vielmehr an einen wilderen Landschaftsgarten erinnert, ziert das Zentrum unvermittelt eine an einem geraden roten Band angebrachte rote Schleife. Zuerst ist man versucht, darin ein Ergebnis zu erkennen, wie es analog zum Fotografierverfahren mit langer Belichtungszeit entsteht, wodurch Striebel hier etwa die Flugbahn eines roten Vogels nachzeichnet. Sodann vermittelt es dank seiner Ähnlichkeit zu einem ausgeworfenen Lasso die Idee, es auch auf einer anderen Sinnebene verstehen zu können.

So könnte Striebel, der als Künstler außerhalb des Bildes steht (das »Lassoende« verläuft ebenfalls zum Rand), durch diesen Kunstgriff zum Ausdruck gebracht haben, wie er die einzigartige Atmosphäre sowie seine in diesem Moment beim Anblick der Landschaft empfundenen Gefühle »eingefangen« hat.

Die bei Striebel fehlenden menschlichen Figuren finden sich durchgängig in den Skulpturen Bérards, die er meist spontan und ohne vorherige Skizze mit verschieden großen Kettensägen aus seinem Werkstoff Holz herausgearbeitet hat.

Obwohl in der Ausstellung nicht unmittelbar aufeinander bezogen (doch durchaus angemessen das zentrale Gartenbild Striebels flankierend), kann kein Zweifel daran bestehen, dass die Figuren »Eva« und »Adam« kontextuell zueinander in Beziehung stehen und eine gemeinsame Betrachtung erfordern. Entgegen der Schöpfungserzählung (Gen 2), in der sich beide ihrer Nacktheit gewahr wurden, ihretwegen schämten und sich Schurze aus Feigenblättern flochten, um ihre Blöße zu bedecken, baut sich Bérards Eva selbstbewusst auf. Sie präsentiert stolz ihren nackten Körper samt Geschlecht, indem sie ihre linke Hand auf den Rücken legt und prononciert mit der erhobenen Rechten auf sich zeigt, ohne dabei ihren Körper zu bedecken.

Noch bevor Adam bemerkt, dass er selbst nackt ist - seine linke Hand hängt herab, ohne seine Scham zu bedecken -, erblickt er die Blöße seiner Frau und verhüllt mit seiner Rechten sein Gesicht. Einerseits angstvoll, andererseits fasziniert von dem Anblick, der sich ihm durch das eine, an der Hand vorbeispähende und auf Eva gerichtete Auge offenbart.

Das Gegenstück zu diesem makellosen Körper stellt die Arbeit »Aphrodite« dar. Verwirrt stellt man fest, dass Bérard die Göttin der Liebe und Schönheit mit ihren sowohl durch die raue Oberfläche als auch durch die entsprechende Maserung zum Ausdruck gebrachten Falten an Hals und Gesicht sowie ihren asymmetrischen Hängebrüsten als alte Frau gestaltet hat. Vergänglichkeit von Schönheit dürfte mithin die Kernaussage des Werkes bilden. Selbst die unsterbliche Schönheitsgöttin ist dem Zahn der Zeit ausgeliefert, wie mehr dagegen wir Menschen? Dennoch ist ihrem Gesicht und ihrem erhobenen Kopf ein gewisser Stolz nicht abzusprechen. Tragen also auch wir unsere Alterserscheinungen mit Würde. (GEA)

 

 

 

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Wer in diese Räume in der Karlstraße kommt, dem steht der Sinn wohl recht wenig nach Kunst. Und doch können ihm in seiner Trauer vielleicht die Bilder von Karl Striebel einen Lichtblick und bestenfalls sogar etwas Trost geben.

Für den Künstler ist diese Ausstellung ein Novum: „Ein Bestattungsinstitut betritt man in der Regel niemals unbefangen. Deshalb war ich auch skeptisch, ob meine bunten Landschaften genau hier her passen“. Und tatsächlich vermitteln die farbenfrohen Bilder eine Ahnung von Hoffnung und Zuversicht, die Motive aus der näheren Umgebung von Münsingen und von der Schwäbischen Alb lassen das Gefühl von Heimat und Zugehörigkeit aufkommen. Wer hierher kommt, sucht und findet – so passt sich der Titel der Ausstellung „Suchen und Finden“ perfekt den Ausstellungsräumen an und beschreibt die Entstehung – von der Künstleridee bis zum fertigen Bild.

Denn Karl Striebels Malerei und Grafik basiert auf Fotografie, mit der er einen Landschaftsausschnitt festhält und die er schließlich spannungsreich malerisch umsetzt. Er sucht nach Motiv und Medium, nach Farbe und Format – und findet eine Möglichkeit, Stimmungen und Landschaften auf die Leinwand zu bannen. Nicht immer ist der erste auch gleich der richtige Weg: „Während meiner Arbeit suche und finde ich immer auch Unklarheiten, Unstimmigkeiten, falsche Farbsetzungen und Auswege. Manchmal gerate ich in eine Sackgasse und muss umkehren“. Nicht zuletzt geht es auch um das Finden des richtigen Zeitpunkts, an dem das Bild fertiggestellt ist, bevor die Landschaft „totgemalt“ und der Spannung und Spontaneität beraubt wird.

In Striebels Bilder finden sich Himmel, Wiesen, Bäume, Gebirge, Hochflächen und Wälder, verschiedene Farben übernehmen wechselnd die Dominanz. Manchmal werden auch leuchtende Kontraste reduziert eingesetzt, die dann zugleich pointiert aus dem Bildraum hervorbrechen.

Mit seiner Kunst lässt er die Jahreszeiten nachempfinden, er stellt Landschaften mal üppig blühend auf dem Höhepunkt ihrer Entfaltung und dann wieder bedürftig und verletzt dar. Doch er begnügt sich nicht mit nostalgischer Heimatverbundenheit, sondern nutzt die traditionsreiche Gattung der Landschaftsmalerei, um Phänomene der Gegenwart sowie rein künstlerische Fragestellungen malerisch zu erörtern. So sind in seinen Arbeiten keine illusionistisch wiedergegebene Landstriche zu sehen, die im Detail auf lokale Besonderheiten hinweisen.

Seine Malerei bewegt sich zwischen Figuration und Abstraktion, sie ist vielfach expressionistisch anmutend in gestischem Pinselstrich auf die Leinwand gebracht und vor allem in den zeichnerischen Arbeiten sehr frei gehalten. Der Betrachter sucht vergeblich eine romantisierende Seelenmalerei, die symbolisch oder motivisch auf bessere Zeiten verweist, er findet auch keine Figuren oder Staffagen, die ihm einerseits als stets willkommene Identifikationsfiguren dienen, andererseits die Szenerie anekdotisch beleben könnten. Das Medium der Zeichnung kommt per se der schnell hingeworfenen Idee, dem spontanen Gedanken durch die Unmittelbarkeit und Einfachheit der künstlerischen Technik entgegen. So sind lediglich eine Horizontlinie, eine Erdformation zu erkennen oder eine Komposition aus Form und Farbe.

Rund 30 Bilder sind in der abwechslungsreichen Ausstellung zu sehen, darunter auch großformatige Arbeiten, die eine Kombination aus grafischen Linien- und Strichelementen sowie malerisch modellierten Flächen – also eine kunstvolle Verbindung von Zeichnung und Malerei – aufweisen.

Striebel legt seinen Arbeiten zwar Landschaftseindrücke als Impulsgeber zugrunde, doch ihnen fehlt der unmittelbare Eindruck und das Nebensächliche. Neben klar zu definierenden Landschaften werden auch urbane Landschaften gezeigt, die teilweise auf Acrylglas gearbeitet sind und dabei auch fotografische Elemente in die Malerei einbeziehen.

Angelehnt an den außergewöhnlichen Ausstellungsort wird es auch eine außergewöhnliche Laudatio bei der Vernissage am Donnerstag, 9. Februar, 19 Uhr, geben. Karl Striebel ergreift als Künstler selbst das Wort und erzählt in Kurzfassung, wie er bei der Landschaftsmalerei vorgeht, was zu beachten ist und wie sich, wenn man diese von ihm angesprochenen Punkte beherzigt, ganz schnell eine Landschaft aufs Papier oder auf die Leinwand zaubern lässt.

Die Ausstellung im Bestattungsinstitut Michael Schwarz in der Karlstraße 22 ist bis zum 29. April zu sehen. Öffnungszeiten sind am Montag und Mittwoch von 16 bis 18.30 Uhr sowie Donnerstag und Samstag von 9 bis 11.30 Uhr.

              

Kunst unter dem Slogan "alle inklusive" Ausstellung wandert am 8. Juni nach Urach

Sechs Künstlerinnen und Künstler aus dem Kreis Reutlingen haben sich zusammengefunden, um durch die gemeinsame Präsentation ihrer Arbeiten unter dem Slogan "duichwir - alle inklusive" einen Beitrag zur Inklusion zu leisten.

SWP |

Sechs Künstlerinnen und Künstler aus dem Kreis Reutlingen haben sich zusammengefunden, um durch die gemeinsame Präsentation ihrer Arbeiten unter dem Slogan "duichwir - alle inklusive" einen Beitrag zur Inklusion zu leisten.

Die erste Etappe der Ausstellung war im März 2015 in der Kundenhalle der Kreissparkasse Reutlingen zu sehen. Mit der zweiten Etappe in Bad Urach findet die Wanderausstellung ihre Fortsetzung. Dort werden auf Grund der größeren Ausstellungsfläche weitere Arbeiten gezeigt. Zur Eröffnung am Montag, 8. Juni, 19 Uhr, im Stadtmuseum Klostermühle Bad Urach spricht Bürgermeister Elmar Rebmann. Enrico Urbanek, Intendant des Reutlinger Theaters "Die Tonne", umrahmt die Eröffnung gemeinsam mit einem kleinen Ensemble und führt ein Interview mit zwei Künstlern der Ausstellung.

Folgende Künstler sind beteiligt: Renate Quast (Reutlingen), Erich Rosenberger (Reutlingen), Norman Seibold (Grafeneck), Birgit Sonnhof (Reutlingen), Karl Striebel (Münsingen) und Helm Zirkelbach (Kohlstetten). Gezeigt werden Malerei, Radierung und Fotografie.

Die Öffnungszeiten der Ausstellung: Dienstag, Mittwoch, Freitag und Samstag 14 bis 17 Uhr, Donnerstag bis 18 Uhr, Sonntag 10 bis 13 Uhr und 14 bis 17 Uhr.

Bericht im Reutlinger Generalanzeiger über die Ausstellung in der KSK Reutlingen "etwas bleibt" vom 10. 03. 2015


http://www.gea.de/nachrichten/kultur/gesichter+galaxien+farbstroeme+in+einer+ausstellung.4150300.htm


.......Bei Karl Striebel sieht man erst Ordnung, sieht strukturierte Landschaft. Doch binnen Sekunden löst sich das Raumkonstrukt vor dem Auge auf und man wird gewahr, dass man auf einen Flickenteppich von Farbflecken schaut. Während als gegenständliche Bezüge nur technische Apparaturen übrig bleiben, Masten, Stromkabel, die den Landschaftsraum ihrerseits zerschneiden und zerstören. Prägnant wird hier unser zwiespältiger Naturbezug eingefangen. ......

Bericht in den Reutlinger Nachrichten über die Ausstellung "etwas bleibt" vom 10.03.2015

http://www.swp.de/reutlingen/lokales/reutlingen/Wanderausstellung-im-Landkreis-etwas-bleibt;art5674,3093255



2014 Ausstellung im Kunstkeller "Bäumle" in Ehingen-Berg

 

Ausstellung: Werke von Karl Striebel und Johannes Walter in Berg

Karl Striebel aus Münsingen und Johannes Walter aus Munderkingen stellen von kommenden Sonntag an in der Galerie Kunstkeller in Berg Malerei und Skulpturen aus. Vernissage ist um 11 Uhr.

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Landschaftsmalerei, das Stadtleben auf Acrylglas und das Thema Mensch in seiner ganzen Vielfalt zeigt die Galerie Kunstkeller in Berg in ihrer neuen Ausstellung mit Werken des Münsinger Künstlers Karl Striebel und des Munderkinger Bildhauers Johannes Walter. Vernissage ist am Sonntag, 27. April, 11 Uhr.

Karl Striebels Ausbildung erfolgte auf dem zweiten Bildungsweg bei unterschiedlichen Dozenten im In- und Ausland, beispielsweise seit 1995 an der Europäischen Kunstakademie Pro Arte in Italien und bei Studienaufenthalten in Frankreich und Italien. Seit rund 20 Jahren ist er Dozent für Malerei an mehreren Volkshochschulen in der Region. Mit Ansichten der Alb-Hochfläche und des Alb-Biosphärengebietes - in der aktuellen Ausstellung vor allem Bäume und Wälder - reflektiert Striebel in seinen Arbeiten die traditionsreiche Gattung der Landschaftsmalerei. In der Nachfolge expressionistischer und informeller Malerei des 20. Jahrhunderts geht es dabei um einen zutiefst subjektiven Eindruck des visuell Erfahrenen. Ein schneller ungezwungener Pinselstrich dominiert die Bildflächen.

Daneben zeigt Striebel Arbeiten auf Acrylglas, die das Leben in der Stadt zum Thema haben. Hierbei kombiniert er die Stadtsituationen mit fremden Objekten und Figuren und lässt die scheinbar vertraute Umgebung fremdartig erscheinen.

Johannes Walter bezeichnet sich selbst als autodidaktischen Bildhauer. Er arbeitet seit etwa 25 Jahren in seinem Atelier in Munderkingen. Dort entstehen Skulpturen, Plastiken, Reliefs und Objekte aus Holz, Bronze, Metall, Ton, Papier und Gips. Er variiert das Thema "Mensch" in seiner weiblichen und männlichen Vielfalt, im Äußeren wie auch im Inneren. Sein Lieblingsmaterial ist Holz: "Linde, Birnbaum, Zwetschge, Eiche, Buche und Weide - jeder Baum ein Unikat, von den Jahren gezeichnet. Diese Vielfalt interessiert mich."

Mit Liebe zum Detail entsteht aus einem Holzstück eine Gestalt. Die Plastiken sprechen durch ihren Körper, erzählen eigene Geschichten, werden zu Persönlichkeiten, sagt Walter. Am liebsten schafft er seine Holzskulpturen in Handarbeit. Er benutzt äußerst selten Maschinen, sondern bevorzugt den direkten Kontakt mit dem Material.

Info Die Ausstellung geht bis 25. Mai und ist sonntags und am 1. Mai von 14 bis18 Uhr oder nach Vereinbarung geöffnet; www.heidimoll.de.



http://www.swp.de/ehingen/lokales/ehingen/Print-Kunstkeller-Skulptur-Keramik-Bilder-und-Skulpturen;art4295,2576245

 

2012 - Ausstellung im Rathaus Reutlingen

http://www.swp.de/reutlingen/lokales/reutlingen/Kuenstler-des-Berufsverbunds-VBKW-stellen-im-Rathaus-aus;art5674,1682136

2012 - Ausstellung "Alblandschaften" in der Galerie Frenzel, Göppingen

 

 

http://www.swp.de/goeppingen/lokales/goeppingen/NACHRICHTEN-vom-5-Juli;art5583,1529531

2012 - Ausstellung "Mensch - Natur" beim DRK Reutlingen

 

 

http://www.swp.de/reutlingen/lokales/reutlingen/Zerrinnende-Zeit;art5674,1627297

2012 - Ausstellung " zu dritt" in Blaubeuren

 

 

http://www.swp.de/ulm/lokales/alb_donau/NOTIZEN-vom-16-Februar-aus-Ehingen-und-Umgebung;art4299,1339036

2012 - Ausstellung "Spätzle in Magenta" im Kunstkeller, Ehingen-Berg

 

 

http://www.swp.de/ehingen/lokales/ehingen/Print-Spaetzle-Gaumenfreude-Kunstkeller-Essig-Lieblingsrezept-Vergreifen-Prominente-Kulinarisch-Kochbuch-Leinwand-Muensingen-Pfullingen-Berg-Westerheim-Spaetzle-in-Magenta;art4295,1304462

2011 - Ausstellung "Spätzle in Magenta" in der Stadtbücherei Pfullingen

 

http://www.swp.de/reutlingen/lokales/reutlingen/Wo-das-Curryhuhn-an-der-Wand-haengt;art5674,1213310

2011 - Ausstellung "Spätzle in Magenta" im Grünhaus der Albklinik Münsingen

 

http://www.swp.de/muensingen/lokales/muensingen/Malerei-als-Nahrung-fuer-die-Seele;art5701,1204723